Die moderne Familie: Alleinerziehend, Patchwork, Großfamilie

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Die moderne Familie von heute ist alles andere als Standard. Die klassische Paargemeinschaft, bei der Mutter, Vater und Kind unter einem Dach leben, wird zunehmend von anderen Familienmodellen abgelöst. Doch neben wachsenden Möglichkeiten treten auch zahlreiche Fragen und Probleme auf.

Die Familie im Wandel der Zeit

Familien spielen in der europäischen Kulturgeschichte eine wichtige Rolle. Seit jeher befindet sich das Modell der Familie im Wandel. Aber war früher wirklich alles besser, wie es oft heißt? Das war es keineswegs! Das klassische Familienmodell war: Frau und Mann finden sich, heiraten, bekommen zwei, drei Kinder und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Die Zahl der Scheidungen war im Vergleich zu heute tatsächlich gering. Ohne schwerwiegenden Grund konnten sich Paare nicht scheiden lassen, dies hätte den guten Ruf ruiniert. Es galt die klassische Rollenverteilung: Der Mann hatte die Aufgabe, die Familie zu ernähren. Die Frau kümmerte sich um den Haushalt und die Kindererziehung.

Heute sind Scheidungen „gesellschaftsfähig“

Später, als eine Scheidung aus gesellschaftlicher Sicht kein großes Thema mehr war, wurde der Ehemann oft zur Unterhaltszahlung verpflichtet. Die Kinder blieben meistens bei der Mutter, die den Lebensunterhalt für sich und die Kinder von den Alimenten bestritt. Heute sind Scheidungen mehr oder weniger gesellschaftsfähig und gelten als etwas Normales. Das Erziehungs- und Unterhaltsrecht wurde zugunsten der Väter verändert. Sie sind den Müttern gegenüber nicht mehr oder nur anteilig unterhaltspflichtig, da diese arbeiten gehen können. In vielen Fällen müssen die Väter nur noch Unterhalt für ihre Kinder zahlen.

Auch das Sorgerecht ist meistens geteilt. Für Eltern hat sich dadurch viel verändert. Alleinerziehende finden andere Partner und gründen moderne Familien. Aber was ist eigentlich eine moderne Familie? Dieser Frage gehen Imke und Jonny, Eltern von drei Mädchen im Klein- und Schulkindalter, auf ihrem Familienblog auf den Grund. Hier teilen sie ihre persönlichen Meinungen und Idealvorstellungen zu Themen wie Partnerschaft und Kindererziehung mit. Damit möchten sie ihre Leser inspirieren und zum Diskutieren anregen.

Familie: Kinder sollten in einem stabilen und glücklichen Umfeld aufwachsen | pixabay.com

Familie: Kinder sollten in einem stabilen und glücklichen Umfeld aufwachsen | pixabay.com

Familie heute: Welches Modell ist das beste für Kinder und Eltern?

Imke und Jonny wissen, dass sich die Familienkonzepte in der heutigen Gesellschaft von früheren Klischees lösen. Neben der klassischen Paargemeinschaft gibt es inzwischen viele weitere Familienmodelle:

1. Alleinerziehende Mütter oder Väter

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Zahl der Ehescheidungen im Jahr 2020 bei 143.801. Zum Vergleich: Im Jahr 1950 ließen sich 84.674 Paare scheiden. Die Zahl der Scheidungen ist im Laufe der Zeit also deutlich gestiegen. Die Gründe für eine Trennung können unterschiedlich sein. Möglicherweise war die Beziehung unglücklich oder sogar schlecht für das Kind. Nach einer Scheidung kümmert sich meist ein Elternteil (vorübergehend) um die Erziehung des Kindes. Das kann die Mutter oder der Vater sein. Der Elternteil, bei dem das Kind lebt, gilt als alleinerziehend.

Alleinerziehende stehen heute aber nicht gänzlich ohne Hilfe da. Unterstützung erhalten sie zum Beispiel in Form von finanziellen Mitteln oder bevorzugten Betreuungsplätzen. Da alleinerziehende Eltern täglich vor zahlreichen organisatorischen Aufgaben stehen, ist dies auch sehr wichtig. Auch die Erziehung des Kindes ist nicht immer leicht, etwa wenn es in die Trotzphase kommt. Hier ist es gut, auf vertraute Personen wie Eltern, Großeltern oder eine Tagesmutter zurückgreifen zu können, die den Alltag durch ihre Hilfe etwas erleichtern.

2. Die Patchwork-Familie

Ein weiteres, heute gängiges Familienmodell ist die Patchwork-Familie. Das bedeutet: Beide Partner bringen Kinder mit in die neue Beziehung, die in einer früheren Beziehung entstanden sind. Auch wenn die Kinder nicht verwandt sind, leben sie fortan als Geschwister. Das Patchwork-Familienmodell fördert die Flexibilität und das Sozialverhalten der Kinder. Es können aber auch Probleme auftreten, etwa wenn die Kinder das andere Elternteil nicht akzeptieren oder sich die Kleinen untereinander nicht verstehen. Wenn eine Familie mit der anderen zusammenzieht, ist es deshalb wichtig, die neu dazugekommenen Familienmitglieder liebevoll und aufmerksam in das neue Umfeld zu integrieren.

Alle unter einem Dach: Das Mehrgenerationenhaus ist ein beliebtes Familienmodell | pixabay.com

Alle unter einem Dach: Das Mehrgenerationenhaus ist ein beliebtes Familienmodell | pixabay.com

3. Die Großfamilie

Großfamilien sind eigentlich kein neues Familienmodell, aber eines, das wieder im Trend ist. Eine Großfamilie entsteht zumeist dann, wenn Großeltern, Eltern mit ihren Kindern, Enkelkinder oder andere nahe Verwandte dauerhaft unter einem Dach leben. Die Rede ist deshalb oft vom Mehrgenerationenhaus. In welcher Konstellation die Familie auch immer zusammenlebt, sie muss zahlreiche logistische Aufgaben meistern. Vorteilhaft ist, dass es quasi immer einen Ansprechpartner im Haus gibt und sich Haushaltsarbeiten gut verteilen lassen.

So lernen auch die Kinder früh, sich im Haushalt einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Doch wenn so viele Menschen zusammenleben, bleiben Konflikte nicht aus. Umso wichtiger ist es, dass alle Familienmitglieder aufeinander Rücksicht nehmen.

4. Die klassische Familie

In der klassischen Paargemeinschaft leben Mutter, Vater und Kind zusammen. Auch wenn dieses Familienmodell wie erwähnt zunehmend von anderen Modellen abgelöst wird, ist es noch nicht aus der Mode. Das gängige Familienmodell bietet den Vorteil, dass die Eltern alle Beziehungsarbeiten gleichmäßig verteilen können. Natürlich gibt es heute auch viele gleichgeschlechtliche Paare, die sich zusammen wunderbar um Kind oder Kinder kümmern.

Beide, sowohl Mutter als auch Vater beziehungsweise zwei Mütter oder Väter, haben so die Chance, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Aber auch wichtige Termine wie Elternabende oder Arztbesuche können sie aufteilen. Das Kind sieht beide Elternteile täglich und lernt, was es heißt, als Familie zusammenzuleben. Wenn die Beziehung unglücklich ist und das Kind in einer von Streit und Problemen geprägten Atmosphäre aufwächst, ist dieses Familienmodell allerdings nachteilig. Dann wäre das Modell der oder des Alleinerziehenden womöglich besser geeignet.

Fazit: DAS richtige Familienmodell gibt es nicht!

Auch wenn sich die Familie im Laufe der Zeit verändert hat, so steht nach wie vor fest: Es gibt nicht DAS richtige Familienmodell. Jeder Mensch, ob Erwachsener oder Kind, hat eine eigene Persönlichkeit mit individuellen Stärken und Schwächen. Während einige die Unabhängigkeit lieben, können andere nicht mit der Einsamkeit umgehen. Manche lieben es, wenn sie Oma und Opa in der Nähe haben und mit ihnen unter einem Dach leben. Und manchmal ist es für ein Kind besser, wenn es nur von einem Elternteil erzogen wird, als in einer toxischen Beziehung aufzuwachsen.

Doch egal, welches Familienmodell gewählt wird: Wichtig ist, dass Kinder ein stabiles und glückliches Umfeld haben. Wenn sie ein liebevolles Zuhause und einen geregelten Tagesablauf haben und sie einfach Kind sein dürfen, ist alle andere nebensächlich.

 

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