Schlüsselkinder – Ab wann kann ich mein Kind allein lassen?

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Als sogenannte Schlüsselkinder bezeichnet man Kinder, die nach der Schule nicht bei den Eltern oder einer anderen betreuenden Person verbleiben, sondern selbstständig nach Hause gehen und ihren Nachmittag selbst gestalten.

Erziehungsexperten sind unterschiedlicher Auffassung darüber, ob und wann ein solcher Erziehungsstil für Kinder angemessen ist. Dieser Artikel listet einige Erkenntnisse zum Phänomen ‚Schlüsselkind‘ auf und gibt Tipps, wie Eltern sich die Entscheidung leichter machen können.

Ab welchem Alter können Kinder allein nach Hause?

Grundsätzlich kann die Entscheidung, ab wann ein Kind ‚reif‘ genug für den selbstorganisierten Nachmittag ist, kein Experte treffen, der sich nicht ausgiebig mit dem Kind beschäftigt hat. Diese Entscheidung müssen die Eltern des Kindes allein treffen. Entscheidend sind dafür folgende Kriterien: Hält sich das Kind an Absprachen oder neigt es zum Abweichen, wenn eine Kontrolle ausbleibt? Reagiert das Kind auf veränderte Situationen souverän oder überfordert? Kann sich das Kind allein beschäftigen? Möchte es überhaupt allein sein?

Erziehungsexperten empfehlen zur Orientierung ein Mindestalter von etwa acht Jahren für Schlüsselkinder. Der Reifegrad kann zu diesem Alter aber sehr unterschiedlich ausfallen. Viele Kinder zeigen sich anfangs von der Idee begeistert, selbstbestimmt über den Nachmittag verfügen zu können. Oftmals romantisieren sie dabei die Vorstellung vom Alleinsein oder unterschätzen die tatsächliche Zeit.

Hierbei kann es nicht schaden, schon vor der Entscheidung für oder gegen den selbstbestimmten Nachmittag einen gefahrlosen Probelauf im Alleinsein zu unternehmen – beispielsweise am Wochenende. Kommt das Kind in der Zeit allein zurecht? Fühlt es sich wohl? Es kann durchaus sein, dass Kinder die allein verbrachte Zeit zu schätzen wissen. Andere fühlen sich jedoch vielleicht schnell einsam und zeigen dies mit einer überschwänglichen Euphorie bei der Rückkehr der Eltern.

Schlüsselkinder und kindliche Entwicklung

Einschlägige Studien wie die PISA-Studie haben gezeigt, dass sich kein relevanter Unterschied bei den (späteren) schulischen Leistungen zwischen Schlüsselkindern und nachmittagsbetreuten Kindern ergibt. Entscheidend für die weitere geistige Entwicklung ist vor allem der Erziehungsstil. Kinder, die den ganzen Tag von einem Elternteil betreut werden, können durchaus Nähe vermissen, wenn sich die Eltern nicht umfangreich mit dem Kind beschäftigen.

Genauso kann die Entwicklung eines Schlüsselkindes positiv verlaufen, wenn die Eltern sich nach der Heimkehr mit dem Kind beschäftigen und viel gemeinsame Zeit verbringen.

Eignet sich mein Kind zum Schlüsselkind?

Wenn einige Testläufe ergeben haben, dass das Kind durchaus in der Lage ist, den Nachmittag glücklich und selbstbestimmt zu verbringen, können Eltern ihrem Kind die Übernahme der Verantwortung zutrauen. Es kann trotzdem nicht schaden, noch einige Regeln aufzustellen und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Da viele Kinder mittlerweile schon in jungen Jahren über ein Handy verfügen, ist die ständige Erreichbarkeit in der Regel ohnehin gegeben.

Einige andere Sachen sollten vorher geklärt werden: Was tun, wenn etwas schief geht – zum Beispiel, wenn der Schlüssel verlorengeht? Unter diesen Umständen kann es sinnvoll sein, eine Vertrauensperson in der Nachbarschaft o.Ä. festzulegen. Dann hat das Schlüsselkind im Zweifelsfall jemanden, auf den es sich verlassen kann – und dem selbstbestimmten Nachmittag steht nichts im Weg.

 

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