Antiautoritäre Erziehung: Merkmale und Vorteile im Überblick

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Die meisten Eltern nehmen sich vor, die besten Eltern der Welt zu werden, wenn das Kind einmal auf der Welt ist. Natürlich wollen alle Eltern dem Kind ein liebevolles Zuhause schenken und ihm eine gute Erziehung schenken. Die Frage, die sich hier jedoch stellt: Was genau ist eine gute Erziehung eigentlich? Wer bestimmt es, was hier als “gut” angesehen wird und was ist eine schlechte Erziehung?

Heute kennen wir unterschiedliche Erziehungsformen. Eine von ihnen ist die sogenannte “antiautoritäre Erziehung”, die nicht nur einen guten Ruf hat. Doch worum handelt es sich dabei eigentlich ganz genau?

Antiautoritäre Erziehung: Woher stammt der Begriff?

Im Grunde handelt es sich bei der antiautoritären Erziehung nicht wirklich um eine Form der Erziehung, sondern viel mehr um eine bestimmte Lebensform. Verbunden ist sie eng mit der Studentenbewegung, die man in den 68er und 70er Jahren erlebt hat. Die damalige Generation wurde selbst in einer Zeit groß, in der es eine sehr strenge Erziehung gab, mit klaren Regeln und Vorstellungen. Oftmals wurde sie als sehr “starr” bezeichnet. So gab es beispielsweise Zwänge, strengen Gehorsam und den Respekt gegenüber der älteren Generation. Diese Regeln galten als wichtige Eckpfeiler der damaligen Erziehung. Viele Dinge, die Kinder heute tun dürfen, wären damals einfach undenkbar gewesen. Das Gegenteil zu dieser, doch sehr strengen, Erziehungsform ist die heutige antiautoritäre Erziehung.

Die jungen Eltern, wollten es besser machen, als es ihre Eltern damals getan haben und ihre Kinder in Freiheit erziehen. So gibt es in ihren Erziehungen fast keine Regeln und die Kinder durften von Beginn an mitentscheiden. Es gibt in dieser Erziehungsform praktisch kein “Nein”. Eltern stellen den Kindern meist vielmehr Fragen und legen ihnen die Entscheidungsmöglichkeiten bei gewissen Problemen offen. Die Kinder dürfen dann selbst entscheiden, was sie tun und wie sie handeln wollen.

Wie sieht man die antiautoritäre Erziehung heute?

Grundsätzlich gibt es diese Form der Erziehung nicht mehr wirklich. Nur einige private Kindergärten und Schulen bieten dieses Konzept immer noch an. Für unsere heutige, demokratische Erziehung war sie jedoch ein Vorbild. Vor allem für Schulen und Kindergärten, aber auch für zahlreiche Familien war diese Erziehung sehr wichtig. Man muss sich vorstellen, dass es damals für Kinder nicht wirklich die Möglichkeit gab, frei zu entscheiden. Die Eltern hatten “das Sagen” und entschieden frei über dem Kopf des Kindes weg.

Mit der neuen antiautoritären Erziehungsform schaffte man sich das genau Gegenteil. Man kann sich nun denken, dass beide Erziehungen nicht unbedingt die beste Idee waren. Heute leben wir meist eine Mischung aus beiden Erziehungen. So gibt es in den meisten Familien zwar klare Regeln und Respekt, dennoch auch freie Möglichkeiten zur Entfaltung und, zumindest ab einem bestimmten Alter, das Mitspracherecht der Kinder.

Es ist also wahrscheinlich genau diese Mischung, die so wichtig für eine gute Erziehung ist. Kinder brauchen klare Regeln und Grenzen, sollen sich jedoch auch in ihrer Persönlichkeit frei entwickeln können. Eine rein antiautoritäre Erziehungsform wird heute von den meisten Menschen eher kritisch betrachtet.

antiautoritäre erziehung

© fotolia.com – fizkes

Die Vorteile des Erziehungsstils

Die antiautoritäre Erziehung hat natürlich einige Vorteile, aber auch Nachteile zu bieten. So werden die Kinder bei dieser Erziehung frei erzogen und haben die Möglichkeit sich so zu entwickeln und zu entfalten, wie sie es wollen. Die eignen Stärken zeigen sich aus diesem Grund relativ schnell. Das Kind wird zudem schnell selbstständig, was als klarer Vorteil gesehen werden kann.

Bereits sehr kleine Kinder lernen es Verantwortung zu tragen. Das Handeln hat für sie Konsequenzen, für die sie selbst verantwortlich sind. Natürlich kann es hierbei zu positiven, aber auch zu negativen Erfahrungen kommen. Erfolg und Scheitern wird von den Kindern also schon früh kennengelernt. Auch die Gleichberechtigung kann als positiv gesehen werden, denn die Kinder sind den Eltern nicht unterlegen, sondern werden gleichberechtigt behandelt.

Man befindet sich somit auf derselben Augenhöhe, was nicht unbedingt schlecht ist. Mit den Kindern wird viel gesprochen und viel diskutiert. DIe Kleinen sagen sehr oft auch nicht Mama oder Papa zu ihren Eltern, sondern sprechen sie beim Vornamen an. Ob dies nun immer positiv ist, sei dahingestellt. Ein weiterer Vorteil ist, dass Kinder in dieser Erziehungsform keine hilflosen Wesen sind.

Man muss ihnen daher nicht immer alles genau erklären, denn sie treffen ihre eigenen Entscheidungen. Die Persönlichkeit der Kinder entwickelt sich dadurch meist deutlich schneller gegenüber anderen Erziehungsformen.

Die Nachteile des Erziehungsstils

Doch auch Nachteile findet man bei dieser Erziehung natürlich. So gibt es keine Regeln. Kinder brauchen jedoch auch Regeln und viele Kinder entwickeln sich ohne ihnen zu extremen Egoisten. Viele Kinder, die eine antiautoritäre Erziehung genossen haben, sind auf ihren eignen Vorteil bedacht, weshalb es ihnen manchmal schwerfällt, Kontakte bzw. Freundschaften zu knüpfen. Kinder können zudem noch keine Entscheidungen für das ganze Leben treffen. Sie handeln noch nicht aus einer genauen Überlegung heraus, sondern nach dem Prinzip der Lust und Laune. Oftmals wissen die Kinder dadurch nicht, was eine Pflicht ist. So werden oft auch Hausaufgaben nicht ernst genommen, denn es ein “Muss” gibt es hier nicht.

Oftmals beklagen sich daher viele Lehrer und andere Erzieher über das Verhalten der Kinder. Das Sozialverhalten ist bei diesen Kindern oft schlecht und viele dieser Kinder sind Einzelgänger. Das Unterordnen kennen sie nicht. Oft fallen sie in der Schule daher negativ auf und bringen auch schlechtere Noten nach Hause. Zudem kennen vieler der Kinder keine Rücksichtnahme auf andere. In der autoritären Erziehung geht es hauptsächlich um das “Ich”, nicht aber um ein “Wir”. Schwierigkeiten sind daher oft vorprogrammiert.

Antiautoritäre Erziehung: Das Fazit

Nicht jeder Aspekt der antiautoritären Erziehung ist gut und nicht jeder Aspekt ist schlecht. Eine antiautoritäre Erziehung bringt viele Vorteile, aber auch sehr viele Nachteile mit sich. Vielleicht ist es gerade die Mischung, die es braucht, um seinem Kind eine gute Erziehung mit auf den Weg zu geben und dem Kind sowohl die Konsequenzen des eigenen Handels, als auch seine Pflichten und Rechte zu vermitteln.

Schlussendlich sollten die Kinder in Freiheit und Geborgenheit aufwachsen dürfen, man sollte sie ernstnehmen und man sollte ihnen die Möglichkeit schenken, sich frei entwickeln zu können. Dennoch sind Kinder nach wie vor Kinder und brauchen auch Regeln und Grenzen, damit sie Verantwortung lernen können und wissen, dass es auch Pflichten gibt. Wer daher auf eine gute Mischung setzt, wird sicherlich eine gute Wahl treffen!

 

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